Verse an vielen Abenden oder
mächtige Ströme des Segens
Im Raunen und Rauschen sonniger Augen
Lass dich mich lauschen mich vertauschen
Im Langen und Bangen sich verzahnender Zangen
Mein wild` Verlangen ist`s umfangen
Und heilet die Zeit auch alle Wunden
Vertane Stunden die uns umwunden
Wer stellet meine Uhren auf die volle Stund`?
Bist Du`s? Du bist`s! Bist Du`s? Du bist`s!
Amiens, Sommer 1994
Haikus und Senryus
Margrit Fillies
(zum Verständnis: Haikus und Senryus
sind spezielle Gedichtformen, nach japanischem Vorbild).
Grau die Dämmerung
ein Wind fährt durch die Bäume
leis' spiel ich Klavier.
Maigrün die Bäume
lassen den Kirchturm sehen
Träume beginnen.
Weiße Häuserfront
Bäume reichen nicht ans Dach
die Augen frieren.
Ein Notenschlüssel
ganz gläsern, läßt mich ahnen
wohin mein Traum geht.
Lastende Schwere
der täglichen Wiederkehr-
ich sinne ihr nach.
Pulsierende Luft
und wunderliche Menschen-
Stadt im Frieden.
Wünsche mir Musik
in mir und um mich herum-
in ewiger Zeit.
Hellblondes Mädchen
an der befahr'nen Straße
weint in ihr Handy.
Das Heim
Gedicht von Thomas Hecht:
Der Himmel ist so blass und leer
Der Nebel zieht über die Felder, wie ein längst vergangener Reim
Und zieht Erinnerung an meine einstmals Liebsten bang in mein Herz hinein
Mich verlangt nach Ruhe und nach Stille
heut' hier mitten im medialen-virtuellen Gedröhn
Und insgeheim schweige ich besser stille
Zu all der Keiferei hier im Irrenhaus
Nehm' besser meinen Stift und lass mich sein!
Siehe auch: www.geier-wg.de
Gedichte von Friedemann Schäfer
Sehen für Hilde Domin
Der noch blühende Baum
zwischen den Häuserfronten
aufragend-;
und stündlich
wird es leiser für uns
das Leise durch den Lärm tragend
stündlich
Und immer wissen,
dass es uns geschenkt ist
die Stunde, die Zeit,
Tag und Nacht
Und so sehender werden
für das Kleine
das keine stimme hat
bis auf den Grund sehend werden
für das Leben in uns
Das schweigende Wort
Die Stille hören
und es blättert
der Staub
von den Bäumen
eine Träne
wegwischend dem Unfassbaren
wie eine Knospe
sich öffnet
dem Tau des Lichts
zwischen Himmel und Erde
sich spannend
und so
immer hörender werdend
vor- dem schweigenden
Wort: